
Daio Kokushi – Über Zen
Es gibt eine Wirklichkeit, die vor Himmel und Erde steht.
Sie hat keine Form, geschweige denn einen Namen.
Augen können sie nicht sehen.
Lautlos ist sie, nicht wahrnehmbar für Ohren.
Sie Geist oder Buddha zu nennen, entspricht nicht ihrer Natur,
wie das Trugbild einer Blume wäre sie dann.
Nicht Geist noch Buddha ist sie;
vollkommen ruhig erleuchtet sie in wunderbarer Weise.
Nur dem klaren Auge ist sie wahrnehmbar.
Das Dharma ist sie und wirklich jenseits von Form und Klang.
Das Tao ist sie und Worte haben nichts mit ihr zu tun.
In der Absicht Blinde anzuziehen,
ließ Buddha seinem goldenen Munde spielerische Worte entspringen.
Seitdem sind Himmel und Erde überwuchert mit dichtem Dornengebüsch.
Oh, meine lieben und ehrenwerten Freunde, die ihr hier versammelt seid:
Wenn ihr euch danach sehnt, die donnernde Stimme des Dharma zu hören,
gebt eure Worte auf, entleert eure Gedanken,
Dogen Zenji – Bendowa
Das Zazen auch nur eines einzigen Menschen
in einem einzigen Augenblick
stellt unsichtbare Harmonie mit allen Dingen her
und hallt wider durch alle Zeit.
So trägt dieses Zazen die Wahrheit
in Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart
dieses grenzenlosen Universums endlos weiter.
Jeder Augenblick Zazen ist gleichermaßen
Ganzheit der Übung,
Ganzheit der Verwirklichung.
Dies ist nicht nur Üben im Sitzen,
sondern ein Hammer, der die Leere anschlägt –
vorher und nachher klingt sein feiner Klang überall hin.
Wie kann es auf einen Augenblick beschränkt sein …
Sitze hingabevoll in Zazen,
lass alle Dinge los.
Dann wirst du über die Grenzen von Verblendung
und Erleuchtung hinausgehen,
und abseits der Pfade des Gewöhnlichen und Heiligen
wirst du dich augenblicklich frei bewegen können,
außerhalb des gewöhnlichen Denkens,
bereichert von großer Weisheit.
Wenn du dies tust,
wie können dann jene, die sich mit der Fischreuse
oder dem Jagdnetz der Worte und Buchstaben abgeben,
mit dir verglichen werden !