Johannes Tauler – Suche nichts als ein reines, einfaches Entsinken
Suche nichts als ein reines, einfaches Entsinken
in das reine, einfache, unbekannte, namenlose
verborgene Gut, das Gott ist,
und in alles, was sich in ihm enthüllen mag.
Alles soll sich an sein Nichts halten:
Nichts wissen, nichts erkennen, nichts wollen,
nichts suchen, nichts haben wollen.
Suche weder Empfindung noch Erleuchtung !
Entsinke in dein Nicht-wissen
und Nicht-wissen-wollen !
Die Tiefe, die in Gott ist,
ist ein solcher Abgrund,
dass aller geschaffene Verstand
sie nicht zu erreichen noch zu ergründen vermag.
Dieser Tiefe soll der Mensch begegnen
mit der eigenen Tiefe:
Das ist dem grundlosen Abgrund
einer unergründlichen Selbstvernichtung.
Das heißt: Könnte er ganz
zu einem lauteren Nichts werden,
das hielte er für recht und billig.
Das kommt aus der Tiefe
und der Erkenntnis seines Nichts.
Meister Eckhart – Du brauchst Gott weder hier noch dort zu suchen
Du brauchst Gott weder hier noch dort zu suchen;
Er ist nicht ferner als vor der Tür deines Herzens.
Da steht er und harrt und wartet,
wen er bereit finde, der ihm auftue und ihn einlasse.
Du brauchst ihn nicht von weit her herbeizurufen;
Er kann es weniger erwarten als du, dass du ihm auftust.
Es ist ein Zeitpunkt;
Das Auftun und Eingehen.
Wo und wann Gott dich bereit findet,
so muss er wirken und sich in dich ergießen;
in gleicher Weise, wie wenn die Luft rein und klar ist,
die Sonne sich ergießen muss und sich nicht zurückhalten kann.
Es wäre sicherlich ein großer Mangel an Gott,
würde er nicht so große Werke in dir wirken
und großes Gut in dich eingießen,
wenn er dich so ledig und frei findet.
Es ist ein Augenblick:
Das Bereitsein und Eingießen.
Johannes Tauler –
Der Mensch lasse die Bilder der Dinge
Der Mensch lasse die Bilder der Dinge
ganz und gar fahren
und mache und halte seinen Tempel leer.
Denn wäre der Tempel entleert,
und wären die Fantasien,
die den Tempel besetzt halten, draußen,
so könntest du ein Gotteshaus werden,
und nicht eher, was du auch tust.
Und so hättest du den Frieden deines Herzens und Freude,
und dich störte nichts mehr von dem,
was dich jetzt ständig stört,
dich bedrückt und leiden lässt.